Die Probstei in Wort und Bild/090

aus GenWiki, dem genealogischen Lexikon zum Mitmachen.
Zur Navigation springen Zur Suche springen
GenWiki - Digitale Bibliothek
Die Probstei in Wort und Bild
Inhalt
<<<Vorherige Seite
[089]
Nächste Seite>>>
[091]
Probstei in Wort und Bild.djvu
Hilfe zur Nutzung von DjVu-Dateien
Texterfassung: korrigiert
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal korrekturgelesen. Bevor dieser Text als fertig markiert werden kann, ist jedoch noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.


einschleichen. Wenngleich das ökonomische Vorurteil, daß Trespe aus Roggen entstehe und gespaltener Roggen sei, völlig grundlos ist: so kann man gleichwohl nach einer ganz reinen Aussaat Trespe mit dem Winterkorn ernten, und im Gegenteil reines Korn, wenn die Aussaat mit Trespe vermischt war. Der Same der Trespe erhält sich lange im Lande, und ihr Gedeihen wird nur durch feuchte Witterung begünstigt. Je nässer der Sommer, desto mehr kränkelt der Roggen, besonders auf schwerem Boden, desto besser gedeiht die Trespe, und so findet man am meisten in naßkalten Gründen den Roggen von der üppigen Trespe verdrängt und unterdrückt.

Im Sommergetreide bemerkt man hier häufig den wilden Ackersenf, und auf leichterem Boden den knotigen Hederich. Der Same von beiden kann sich eine lange Reihe von Jahren hindurch, in der Erde eingeschlossen, gesund und keimfähig erhalten. Er kommt erst zum Keimen, wenn er durch die Beackerung der Einwirkung der Atmosphäre näher gebracht wird. Man wird sie nie auf Weideplätzen bemerken, sehr selten in der Wintersaat; allein jeder praktische Landwirt wird wiederholt bemerkt haben, wie sie bei aufgebrochenen Feldern, in den Brachen und selbst bei urbar gemachten Ländereien in Menge aufschlägt. Man erfand mehrere ökonomische Märchen, um dies Phänomen zu erklären. Die angeführte Beschaffenheit des Samens erklärt es hinlänglich.

Die Wiesen der Probstei, an welchen sowohl in Rücksicht aus Quantität, als Qualität das Kirchspiel Schönberg einen sehr bedeutenden Vorzug vor dem Kirchspiel Hagen hat, sind teils salze, teils frische Wiesen, auch haben einige gemischtes, teils salzes, teils frisches Futter. Die salzen Wiesen liegen alle am Gestade der Ostsee, und werden bei Nordostwind auch im Sommer, im Winter aber häufiger von der Ostsee überflossen. Ihr Futter ist ungemein fein, sehr saftreich, schwer zu bearbeiten, und dem Rindvieh äußerst zuträglich. Die meisten frischen Wiesen liegen an Auen und Bächen, können überrieselt werden, und enthalten größtenteils, wenigstens auf dem hiesigen Kirchspiel, einen großen Reichtum der besten Wiesenpflanzen. In nassen, sumpfigen Moorwiesen, besonders an Brüchen, wächst jedoch häufig Bocksbart, hier von den Probsteiern Duwup und Hartmoß (eigentlich Duwock und Heermus) genannt, ein dem Rindvieh widerliches, ja nachteiliges Futter, welches nach meinen Erfahrungen nur durch Austrocknung der Wiesen, durch starkes Abgraben und durch sehr wiederholtes Auffahren von Stubenkehricht, Ruß und animalischem Dünger vertilgt werden kann. Die Pferde fressen es ohne Nachteil, auch soll es, besonders auf trockenen Plätzen gewachsen, ein ganz vorzügliches Futter für die Schafe sein.

Beackerungssytem der Probsteier.

Die Landwirtschaft der Probstei ist jetzt durchgängig Schlag- oder Koppelwirtschaft, Wechselwirtschaft mit Weide. Sie war es, als das Land noch in Kämpen lag; sie ist seit der Einkoppelung erweitert und verbessert. Die Zahl der Schläge ist, da die Hufen an Größe so verschieden sind, ungleich. Die meisten Hufen haben ihr Land in acht Schläge geteilt, nur wenige haben sieben, einzelne neun bis elf Schläge, wobei die sogenannten alten Koppeln, d.h. diejenigen, die jeder Hauswirt vor der Einkoppelung entweder bei dem Hause oder im Felde besaß, auf den größeren Hufen als Beischläge, bei den kleineren als Hauptschläge benutzt werden. Zwar war der verständige Landwirt darauf bedacht, den verschiedenen Schlägen so viel wie möglich einen gleichen Flächeninhalt zuzuteilen; allein, da es nicht möglich war, einem jeden alles Land, was ihm aus der Kommüne zukam, auf einem Platz zuzumessen, da das Lokale hin und wieder Schwierigkeiten machte: so entstand hieraus häufig eine Ungleichheit der Schläge, die für die Rotation zuweilen bedeutende Unbequemlichkeiten mit sich bringt.

Die Koppeln sind alle eingegraben, und durch lebendige Hecken eingefriedigt, welche jedesmal, wenn das Land zugebrochen wird, gehauen werden, und in den Jahren wachsen, da es Getreide trägt. Man nennt diese Hecken auch Knicken, welcher Name wohl von der ursprünglichen