Instructionsbuch für den Infanteristen (1872)/006

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Instructionsbuch für den Infanteristen (1872)
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in den meisten Europäischen Staaten ist es jetzt ganz ebenso, weil sie alle einsehen haben, daß darin die wirkliche Kraft einer Nation und die Macht eines Staates liegt und begründet ist. Der FAhenen-Eid ist also nur ein religiöses Gelöbmiß , die, jedem Preußen durch die Geburt schon auferlegte Pflicht mit Eifer und Hingebung zu erfüllen, keineswegs erst dei Erklärung, durch welche allein man sich verbindlich macht, diese Pflicht erfüllen zu wollen. Darum hat Se. Exzellenz der Herr Kriegs-Minister auch bestimmt, daß es gar nicht darauf ankomme, ob ein Ersatzpflichtiger den Eid leisten wolle oder nicht, -- weil es ja religiöse Bekenntnisse giebt, die überhaupt Bedenken gegen eine Eidesleistung haben, -- sondern es werden einem solchen dann nur die Kriegs-Artikle vorgelesen, ein besonderes Protokoll darüber aufgenommen und dann mit dem Eingetretenen ebenso verfahren, wie mit jedem Anderenm der den Tahnen-Eid geleistet hat. Zwang oder Arreststrafe anzuwenden, um den Ersatzpflichtigen zur Ableistung des Eides zu nöthigenm findet nicht statt, eine Aenderung der allgemeinen militärischen GEsetze und Nothwendigkeiten zu Gunsten dessen, der den Fahnen-Eid nicht schwören will, aber auch nicht. Alle Strafen,welche die Kriegs-Artikel festsetzen, treffen also auch ihn, wenn er sich auf irgend eine Weise gegen militärische Gesetze oder Befehle vergehen sollte.

      Da die Ableistung des FAhnen-Eides also immer, wo dies irgend möglich ist, in Gegenwart der Fahne und auf diese stattfindet, so wollen wir uns doch unsere FAhne etwas näher ansehen.

      In der Preußischen Armee giegt es vier verschiedene Arten von Fahnen, während es bis zum Jahre 1861, wo Se. Majestät der König Wilhelm die Armee neu einrichtete, nur drei Arten gab.

      Die erste derselben ist die Garde-Fahne. Bild Fahne III

      Sie besteht aus einem weißseidenen Tuche von 4 Fuß 6 Zoll im Vieereck, welches an einer gelben Fahnenstange von 9 Fuß Länge mit 150 versilberten Nägeln angenagelt ist. Der Fahnenschuh von Messing hat 2½ Zoll und die Fahnenspitze 8½ Zoll Höhe, so daß die FAhne also überhaupt 9 Fuß 11 Zoll hoch ist. von den 150 Nägeln befestigen 100 das FAhnentuch der Länge lang und 50 in vier Reihen rundum (eine oben und drei unten) an den Stock. In der Fahnenspitze befindet sich derselbe Königliche Namenszug, wie auf der Messingkappe der Ueberzüge, nämlich die Buchstaben F.W.R. also Friedrich Wilhelm Rex, das heißt: König. Statt dieses Namesnzuges haben diejenigen Bataillone, welche den Befreiungskrieg 1813 --15 mitgemacht, das Eiserne Kreuz; wobei indessen zu bemerken ist, daß einege Bataillone, obgleich sie diese Feldzüge mitgemacht, doch das Kreuz nicht haben, nämlich die Füsilier-Bataillone, weil diese nach damaliger vorschrift, wegen ihrer zerstreuten Fechtart, ihre Fahne nicht mit ins Feld nehmen durften, die Jäger- und Schützen-Bataillone aber keine Fahne besaßen und die KöniglicheOrdre lautete, nur diejenigen Fahnen, welche vor dem Feinde gewesen sind, sollten das Eiserne Kreuz in die Fahnenspitze bekommen. An der Fahnenspitze ist die Banderolle befestigt, das heißt ein silbernes Band mit zwei Troddeln, diese in derselben Farbe und von dem selben Stoffe, wie das Preußische Offizier-Portepée und die Offizier-Schärpe, also Silber und Schwarz durchwirkt, zugleich die Preußische National-Farbe. Hat das Bataillon den Befreiungskrieg mitgemacht, gleichviel ob die Fahne mit vor dem Feinde gewesen oder zu Hause geblieben ist, so besteht dea Band der Banderolle aus dem Bande der Kriegsdenkmünze für 1813 --15, also Orange mit schwarz- und weißen Rändern, die Troddeln bleiben aber dieselben.