Stiftung Stoye/Band 49/023

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Stiftung Stoye/Band 49
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Einführung

Von den Getreidepachten an das Rittergut erlöste eine Verfügung aus dem Jahr 1855 die betreffenden Ackerbürger.99 Bei anderen Pachtherren erfolgte die Löschung später gegeneine Einmalzahlung in Form eines sogenannten Speisegeldes. Die Pachten an die St. Nikolaikirche Berlin wurden zum Beispiel 1884 aus den Grundbüchern gelöscht. Als Datum der Löschung des Naturalfruchtzehnts an die Pfarre geben die Akten die Jahre 1884 bzw. 1885 an.

1.4 Erkenntnisse zur wirtschaftlichen und sozialen Entwicklung im 18. und 19. Jahrhundert Eine Analyse des Häuserbuches hinsichtlich der in der Stadt lebenden Einwohner im Zusammenhang mit der Entwicklung der Stadtgrundstücke als Ableitung wirtschaftlicher und sozialer Strukturen würde über den eigentlichen Inhalt der Bearbeitung hinausgehen. Einige Punkte sollen jedoch angerissen werden, die weiteren Abhandlungen erste Hinweise geben könnten. Die wirtschaftliche Lage in der Stadt war eindeutig von der Landwirtschaft geprägt, die darin Beschäftigten stellten den überwiegenden Teil der Stadtbevölkerung. Die Vorrangstellung der Ackerbürger, ausgedrückt durch den Besitz der umfangreicher Äcker und Wiesen, spiegelte sich auch in ihrem sozialen Status wider, sie gaben sich die Bezeichnung Großbürger und behaupteten stets ihre historisch gewachsenen Rechte. Ihnen standen die Mittelbürger, die Handwerksmeister und gleichzeitig tätigen Gärtner (im 17. Jahrhundert als Kossäten bezeichnet), auf einem niedrigeren sozialen Niveau gegenüber. Die allgemeine Bezeichnung Ackerbürgerstadt lässt sich aus diesen Zusammenhängen ableiten. Nachdem sich die Stadt rund 60 Jahre nach dem Dreißigjährigen Krieg wieder erholt hatte, brachte der große Stadtbrand im Sommer des Jahres 1711 die Teltower Bürger wieder in größte wirtschaftliche Not. Der Wiederaufbau vollzog sich rasch.100 Einen herben Rückschlag erlitt jedoch der für Teltow wirtschaftlich bedeutende zusätzliche Erwerb des Bierbrauens, mit dem privilegierten Recht, 15 Krüge (in guten Zeiten bis 21 Krüge) in den umliegenden Orten mit Bier zu beliefern.101 Von ursprünglich 25 Braustellen nahmen nach dem Brand nur 13 Braueigner dieses Gewerbe wieder auf. Fünfzig Jahre später reduzierte sich das Bierbrauen in Teltow weiter, es brauten nur noch sieben Stadtbürger. 1783 lieferten die Brauer nicht einmal mehr die Hälfte der Menge, die sie noch 1743 an die Krüge verkaufen konnten. Das Gewerbe kam wahrscheinlich um 1810 gänzlich zum Erliegen, als die Stein-Hardenbergschen Reformen die Krugverlage abschafften. Auch die wirtschaftliche Situation der Handwerker besserte sich nach dem Brand erst langsam. Viele mussten sich aufgrund ihrer wieder aufgebauten Häuser verschulden. Die von der königlichen Regierung bezahlten Bauhilfsgelder betrugen nur 23 % der Gesamtbaukosten und flossen auch nur zögerlich zu den Bedürftigen.102 99 100 101 102

Die Verfügung vom 19. Februar 1855 wurde in den betreffenden Grundbüchern unter der Rubrik Beständige Lasten angeführt. Im Jahr 1720 vermeldete die Kämmerei, dass 76 Häuser, davon 73 mit Ziegel gedeckt, wieder in Teltow aufgebaut waren. Sogenannter Krugverlag, er bestand bereits im 16. Jahrhundert. BLHA, Rep. 19 Steuerrat Potsdam, Nr. 185/5 »Bürger-Rolle von Teltow 1723«: Bürgerlisten, die unter anderem die wirtschaftliche Lage der Bürger beschreiben und die seinerzeit auf landesherrliche Verfügung in allen märkischen Städten angelegt werden mussten.

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