Stiftung Stoye/Band 49/024

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Stiftung Stoye/Band 49
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Häuserbuch der Stadt Teltow

Wegen der wirtschaftlichen Notlage stagnierte auch die Bevölkerungsentwicklung über das gesamte 18. Jahrhundert. Sie schwankte nur geringfügig um die Zahl von 750 Einwohnern. Erst gegen Ende dieses Jahrhunderts stieg erstmals die Anzahl ihrer Einwohner, erstmals nahm auch die Zahl der Bauhandwerker zu. Ein deutlicher Strukturwandel lässt sich erst nach dem Stadtbrand des Jahres 1801 und den napoleonischen Kriegswirren von 1806 bis 1813 erkennen. Ein Bevölkerungszuwachs um das Doppelte zwischen 1780 und 1850 resultierte aus der einsetzenden industriellen Entwicklung in den nahe gelegenen beiden Residenzstädten Potsdam und Berlin. Teltow diente teilweise nur als Wohnort der dort arbeitenden Menschen. In die Stadtgrundstücke kam nun erstmals größere Bewegung.103 Erste Veränderungen bezüglich der Ländereien in der Feldmark setzten 1825 ein, als unter der Ackergilde104 eine Separation durchgeführt wurde. Etwa um die gleiche Zeit ließen sich vermehrt Kaufleute von auswärts in der Stadt nieder. Davor besaß der Handel in Teltow nur eine geringe Bedeutung.105 Nach 1840 erhöhte sich die Zahl der Kaufleute in Teltow und in den Fünfziger Jahren des 19. Jahrhunderts war ein vorläufiger Höhepunkt erreicht. Mehr als zwölf Stadtgüter, teilweise mit großen Ländereien, kamen in den Besitz von eben so vielen Kaufleuten [davon ca. 30 % durch Subhastation erworben]. An mehreren Beispielen lässt sich nach dem Erwerb durch einen Kaufmann eine anschließende Parzellierung auch der landwirtschaftlichen Flächen verfolgen, für die sich schnell gut zahlende Interessenten fanden. Manch ein Ackerbürger hatte sich beim Kauf großer Stücke des ehemaligen Rittergutes übernommen. Das Gut Seehof (nach 1845 errichtet) gestaltete sich in der Folgezeit als Keimzelle einer Bebauung außerhalb der ehemaligen Stadtwälle im Nordosten der Stadt. Wegen der rasch wachsenden Einwohnerzahl und der beginnenden größeren Wohnungsnot wurden Wirtschaftsgebäude in Mietwohnungen umgebaut.106 Namen wie Pickenbach und Toepffer wurden durch bedeutende Bauinvestitionen in der Stadt bekannt. Auch die ersten großen Mietshäuser, die um 1875 in der Badstraße entstanden, sind mit dem Namen Toepffer verbunden. Die Auftrennung großflächiger Grundstücke in der Stadt mittels Parzellierung trat nun vermehrt auf, im Vergleich zu früher.107 In der Lindenstraße (heute Potsdamer Straße) und in der Sandstraße entstanden zwischen 1900 und 1910 viergeschossige Mietshäuser. Eine Wohnbebauung außerhalb der Stadt setzte im Jahr 1868 in der Ruhlsdorfer Straße ein. Dort baute der Landwirt Müßig ein Wohnhaus auf seinem ehemaligen Acker. Ihm folgten innerhalb von 30 Jahren weitere 25 Teltower Bauherren. Einige Jahre nach der Ruhlsdorfer Straße folgte eine Bebauung in der Verlängerung der Potsdamer Straße, die Stadt dehnte sich erstmals nach Westen aus. Die Ansiedlung der Uferpromenade am Teltower See mit dem Bau großer Villen in der Zeit nach 1871 beruhte weitgehend auf der Initiative begüterter Berliner Bürger, die außerhalb der Großstadt wohnen wollten. 103 104 105 106 107

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Parzellierungen erster Grundstücke in der Stadt setzten im Jahr 1856 mit Bd. IV Bl. 187 ein und bis 1881 , waren 9 selbständige Grundstücke dazugekommen, auf denen neue Wohnhäuser erbaut wurden. Auch Ackerkommune: Vereinigung aller Ackerbürger der Stadt zu einer Gilde. Erster niedergelassener Kaufmann in Teltow war um 1790 Carl Ludwig Friedrich Merten. Davor betrieben ein bis zwei Materialisten (Kleinkrämer) ihr Gewerbe und versorgten u. a. die Handwerker mit Material. Im Jahr 1837 Umbau des ehemaligen Brauhauses auf dem Grundstücks AG Potsdam, Ga Teltow Bd. III, Bl. 96, in Mietswohnungen. – Siehe auch Stadtarchiv Teltow: Arch. Nr. 2244. Wenige Beispiele von früheren Abschreibungen in der Stadt durch Verkauf sind bekannt, wie in der Ritterstraße 1, im Hohen Steinweg 2 sowie in der Potsdamer Straße 72/74 [alte Hyp. Nr. 106 fol. 211 im Jahr 1748].

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